Tusch für Jorgo!

Ein Wuppertaler Maler und Grafiker wird ein dreiviertel Jahrhundert alt

von Michael Zeller

Jorgo Schäfer - Foto © Frank Becker
Tusch für Jorgo!
 
Ein Wuppertaler Maler und Grafiker 
wird ein dreiviertel Jahrhundert alt
 
Unsere Zusammenarbeit begann vor über zehn Jahren, als ich meine Gedichte aus der letzten Zeit für einen neuen Band zusammenstellte. Im Hinterkopf lief dabei ein chaotisches Bilderkarussell ab, wie denn der dazu passende Buchdeckel aussehen könnte. Doch das Karussell hielt niemals an der richtigen Stelle. Also brauchte ich Rat und suchte ihn bei einem erfahrenen Bildermagier hier in der Stadt, bei Jorgo Schäfer. Unsere Zusammenarbeit verlief erfreulich gut, der Gedichtband  wie es anfängt : wie es endet von 2013, gehört von der Gestaltung her zu meinen schönsten.
Doch das war nur der Auftakt zu einer mich völlig überraschenden Geschichte wenige Jahre später. Für Jorgo war das gemeinsame Buchprojekt damit nicht erledigt gewesen. Einige Gedichte waren bei ihm hängengeblieben, er wollte dazu Holzschnitte anfertigen. Vielleicht, meinte er zu Beginn, würde ja sogar ein ganzes Kunstbuch daraus werden. Dieses Angebot war für mich ein Geschenk, das von Himmel fällt. Und noch ein Glück dazu: Ich hatte weiter nichts damit zu tun. Jorgo traf die Auswahl der Gedichte selbst, zu denen er seine Bild-Ideen entwickelt wollte, auf und in Holz.
Als er dann so weit war und ich die Ergebnisse seines Arbeitens sah, konnte ich nur staunen. Dunkeltonige, großformatige Holzschnitte, in abstrakter Sprache, und doch erkannte ich jeden Vers des von Jorgo bearbeiteten Gedichts darin. Die vollkommende Um- und Übersetzung eines Wortes in Form - das grenzte für mich an ein Wunder. Genug, um sprachlos zu werden.
Die Gedichte in Handsatz stehen in dem Buch auf der einen Seite, gegenüber ihre bildliche Ent-Sprechung, und beides auf wundervoll schwerem Büttenpapier (dreihundert Gramm!), vom Typus „Alt Meissen”.
Das Kunstbuch LUFT NUR von Jorgo Schäfer gehört zu meinen besonderen Schätzen.
 
 

In den folgenden Jahren habe ich mir eine Reihe von Jorgos Werken zugelegt, sie schmücken die Wände meiner Wohnung. Rechts vom Eingang ins Arbeitszimmer zum Beispiel hängt dieses Bild:
 
 
Jedesmal, wenn ich an den Schreibtisch gehe, fordert es mich auf - witzig, aber eindringlich genug -, daß ich beim Schreiben gleich nicht aus dem Blick verliere, was wichtig ist im Leben.
Das reiche ich jetzt weiter an Dich, Jorgo – als meinen Wunsch, daß Dir auch im neuen Lebensjahr Deine genialen Einfälle nicht ausgehen, mit denen Du uns immer wieder überraschst, amüsierst, erfreust – und, wenn nötig, auf den Topf setzt!
 
Michael Zeller